Seit Anfang Dezember 2020 arbeite ich an einer Serie mit dem Arbeitstitel “Die ungemalten Bilder”. Der Titel deutet darauf hin, dass sie ohne Pinsel oder andere Malinstrumente im herkömmlichen Sinne entstanden sind.

Die Überlegung dahinter geht einher mit meinen Gedanken über die gesellschaftliche Situation, in der wir uns seit Beginn der Pandemie befinden. Wir überlassen unser Schicksal mehr und mehr Algorithmen und matematischen Modellen. Diese Beobachtung brachte mich auf die Idee, Farbe und Malmittel auf die Leinwand zu bringen ohne weitere nennenswerte Einflussnahme.

Im Entstehungsverlauf verfolge ich aufmerksam was auf der Leinwand passiert. Dabei vertraue ich zum Großteil darauf, dass der Farbfluss zum rechten Zeitpunkt stoppt. Es ist nicht ungewöhnlich, dass die Leinwand erst nach 48 Stunden vollständig getrocknet ist.

Meine aktive Einflußnahme geschieht hauptsächlich in der Auswahl und Kombination der Farben. Im Gegensatz zu früheren Arbeiten entscheide ich mich für zwei, höchstens drei Farben. Die schwarz grundierte Leinwand kommt meinem Bedürfnis nach Kontrast entgegen. Gleichzeitig kommen bizarre und nuancierte Farbmischungen zustande. Diese spiegeln auf eine differenzierte und vielschichtige Art meine Gefühle der Befremdung im Umgang miteinander auf der einen Seite und mein Bemühen der neuen Situation kreativ zu begegnen, auf der anderen Seite, wieder. Ganz wichtig ist dabei für mich: Poesie als Ausdrucksmittel ist wichtiger als Ideologie.

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