Wenn ich diese Charaktere von Menschen male, habe ich immer einen bestimmten Typ von Mensch vor mir. Nicht konkret, sondern sehr difus und nebulös. Auch möchte ich schöne Menschen darstellen, was mir gar nicht gelingen wil, erzähle ich einem meiner Freunde, dem von mir geschätzten Philosophen Jörg Zeller. In einer Korrespondenz schreibt er über das Schöne in der Kunst, einen Gedankengang, den ich recht interessant finde.
“In die Schönheit der Welt zu tauchen, kostet nichts. Man taucht dann ja auch nicht in die Welt, sondern in ihre Schönheit. Es kostet auch nichts, sich in die Schönheit eines Menschen zu verlieben. Man verliebt sich dann nicht in den Menschen, sondern in seine Schönheit. Deswegen haben es schöne Menschen auch nicht einfach in der Liebe. Woher sollen sie wissen, ob der/die Verliebte ihre Schönheit liebt oder sie?
Nun zur Echtheit. Vertieft man sich in die Welt, dann wird man Schönes und Hässliches zu sehen bekommen. Verliebt man sich in einen Menschen, dann wird man Schönes und Hässliches an ihm/ihr finden. Jemand, der aufs Schöne fokussiert und das Hässliche ignoriert, idealisiert, was er/sie erlebt; ihn/sie interessiert nicht, was das Erlebte wirklich ist, sondern was er/sie sich wünscht, dass es sei. Als Denker/in ist er/sie ein/e Wunschdenker/in.
Das von dir geschaffene Bild der ‚hässlichen Frau‘ spricht Bände; macht sichtbar, was die so dargestellte Frau in ihrem Leben erlebt hat – und das war bestimmt nicht alles schön. Das Bild zeigt nicht bloß, sondern sagt etwas.
Etwas/jemand anschauen ist wie ein Fressen. Man verschlingt es und scheidet es aus. Konsumiert es. Kunst, die Schönes zeigen will, ist Konsumkunst. Also Verbrauchskunst. Echte Kunst dagegen ist kreativ. Sie schafft etwas – Sichtweisen, Einsichten – die sich nicht aufs Aussehen beschränken. Aussehkunst wird durch kosmetische Operationen hergestellt, echte Kunst vertieft sich nicht ins Aussehen von etwas, sondern in dieses etwas selbst. “
Etwa so denk ich mir, was echte Kunst ausmacht.