Im Jahr 2013 besuchte ich in Lübeck die Ausstellung „Wortkünstler/ Bildkünstler“. Dort waren Werke von Johann Wolfgang von Goethe, Victor Hugo, George Sand, Hans Christian Andersen, Justinus Kerner, Paul Scheerbart, Joachim Ringelnatz und Wilhelm Busch ausgestellt, zusammen mit Wortcollagen der Literatur-Nobelpreisträgerin Herta Müller.

Mit über 150 Werken warf diese Ausstellung ein Schlaglicht auf künstlerische Doppelbegabungen- Persönlichkeiten, die sowohl auf dem Feld der Literatur, als auch in der Bildenden Kunst herausragende schöpferische Leistungen vollbracht haben.

Diese Ausstellung hat großen Eindruck auf mich gemacht, und es war dort, wo ich auf die Arbeiten von Justinus Kerner aufmerksam wurde. Kerner war Dichter, praktizierender Arzt und Verfasser medizinischer Lehrbücher, und lebte von 1786 bis 1862.

Justinus Kerner hatte seinerzeit die „Klecksographie“ entwickelt, eine künstlerische Technik, die ihre Inspiration aus mehr oder weniger zufälligen Flecken und Tintenklecksen bezog. Schon Leonardo da Vinci hatte im 15 Jahrhundert zu dem zugrundeliegenden Prinzip (der Pareidolie) folgendes zu sagen:

[...]wie verwitterte, fleckige oder nasse Mauern ihn inspirierten und [er] regte an, der Betrachter solle Berge, Ruinen, Figuren und ganze Schlachten bei ihrem Anblick erfinden […]

von de.wikipedia.org

In den auf diesen Ausstellungsbesuch folgenden Monaten spielte ich in meinem Atelier mit diesen einfachen Techniken, und begann, Erweiterungen und Verbesserungen der basalen Prinzipien zu entwickeln. Ich probierte eine Vielzahl von Materialien aus: Leinwand und Papier, Nagellack und Oil-Sticks, Gouache und Steinpapier; ich fügte Farbe und Struktur hinzu, und nahm beides wieder weg. Da ich im Verlauf dieser Entwicklung Elemente des Drucks und des Stempelns in meinen kreativen Prozess eingebracht habe, nenne ich diese Technik Metatype.


Beispiel von Justinus Kerners Klecksbildern

Beispiel von Justinus Kerners Klecksbildern

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