Als ich im Oktober 2023 in einer privaten Villa in Mannheim 20qm Wandfläche gestalten sollte, hatte ich absolut freie Hand. Dennoch gab es eine kleine Anfrage im Verhandlungsverlauf über Honorar, Arbeitsbedingungen und Art der Motive. “Es kann nicht farbenfroh genug sein.” Soll heissen, wir möchten es gerne bunt und lebensfroh.

Wenn ich so ganz ohne Skizzen und konkrete Überlegungen zu Motiven an solch einer Wandgestaltung arbeite, verlasse ich mich auf DAS was kommen mag. Die Farben und die erlebten Geschichten, seien es meine eigenen oder die meiner Mitmenschen, sind wie ein Guide für mich. Ich arbeite intuitiv und improvsiere.

So auch dieses Mal im Januar 2024, als ich zum zweiten Mal kam um eine neue Wand zu gestalten. Da diese Wand auch zum Flur gehört, fühlte es sich wie eine Fortsetzung an einer Geschichte an, die nach eine Vollendung ruft.

Mehrmals während dieser drei intensiven Tage kamen mir Zweifel, ob ich es gut machen würde. Immer wenn ich ratlos war, wie es weitergehen könnte, schaute ich mich um und lauschte den Gesprächen. am liebsten bin ich Beobachter und habe es gern nicht Gegenstand der Kommunikation zu sein.

Ein Aquarium im Wohnzimmer der Familie zum Beispiel gab mir Inspiration für das Weitermalen, als ich ins Stocken geraten war. Die farbintensive Unterwasserwelt hat mich schon immer fasziniert. Öfters besuchte ich Aquarien in Großstädten auf um dort zu zeichnen. In Kopenhagen war ich regelmässig im alten Aquarium und auch nachdem “Der blaue Planet” im Stadtteil Amager eröffnet wurde, kehrte ich dort mit meinen Malutensilien ein.

In der neuen Wandgestaltung im Januar 2024 tauchte plötzlich eine Ballerina auf. Sie wollte partout keine traditionelle Kleidung tragen und wehrte sich. Nach einigen Versuchen akzeptierte ich so wie sein wollte und ich erinnerte mich an Pina Bausch und ihrem Tanztheater Wuppertal, dass es beim Tanz viel mehr als um Kostüme geht.

Ich verstecke gern wichtige Motive, so dass es immer wieder Etwas zu entdecken gibt. Ein Heizkörper an dieser Wand, die unmittelbar neben des Hauseinganges liegt, nimmt einen Platz in Knie- und Hüfthöhe ein. Rechts neben diesem Heizkörper in Schienbeinhöhe wohnt jetzt ein Wesen. Ein Fabelwesen mit menschlichen Zügen, dass sich in der Hocke befindet. Diese Figur im Profil hält ein Geschenk in den Händen. Diese Art von figürlicher Erscheinung ist nicht neu auf meinen Bildern. Sie spricht aus meiner tiefsten Überzeugung, dass wir Menschen viel mehr geben können als wir oft glauben. Wenn wir dem Leben vertrauen und uns einbringen, uns dem Leben hingeben, werden die Dinge geschehen, die wir uns wünschen.

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